Pietät (?)

An der Art, wie eine Gesellschaft mit ihren Toten umgeht, kann man ablesen, wie sie es mit den Lebenden hält.
20130210 099 Seit 2010 komme ich immer wieder in den Alberner Hafen um den dort gelegenen Friedhof der Namenlosen zu allen Jahreszeiten zu dokumentieren. Der Friedhof der Namenlosen wurde einst gegründet, um den Leichen derer, die freiwillig oder unfreiwillig in der Donau zu Tode kamen und die nicht identifiziert werden konnten oder denen ein Begräbnis in geweihter Erde verwehrt war, dennoch eine letzte Ruhestätte zu geben.

20130210 049 Wie ich jedoch feststellen musste, ist der alte, bereits Anfang des 20. Jahrhunderts aufgelassene Friedhof, an dem noch bei meinem letzten Besuch im September 2012 eine Gedenktafel an die 478 zwischen 1840 und 1900 hier beerdigten Toten der Donau erinnerte, gerodet und planiert.

Dieselbe Stelle im September 2012:
20120908 171_1800 Grund der Rodung dürften die Vorbereitung eines Projekts zur „Schaffung von 3.000 m² zusätzlicher Fläche für die Erbringung von Dienstleistungen in der Hafenlogistik“
(Quelle: www.logistik-express.com/meldungen/1/23786/-plus-beim-wasserumschlag-im-hafen-wien) sein.

20120908 166_1800 So erinnert heute nur noch eine Tafel an der Dammkapelle beim „neuen“ Friedhof an dieses Stück Wiener Geschichte. Von Herrn Fuchs, dessen Familie den Friehof schon über mehrere Generationen betreut, habe ich erfahren, dass falls im Zuge der weiteren Bauarbeiten noch Knochen gefunden werden, mit dem Wiener Hafen und den zuständigen Behörden vereinbart ist, diese am neuen Friedhof beizusetzen.

20120908 034_1800
Der „neue“ Friedhof der Namenlosen, der sich vor Hochwasser besser geschützt hinter dem Damm befindet, wird jedoch noch immer liebevoll von Familie Fuchs (siehe Link weiter unten) gepflegt und betreut.

Mehr:
www.friedhof-der-namenlosen.at
flickr-Album Friedhof der Namenlosen
Kurier – Ärger über Rodung am Friedhof der Namenlosen

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