ARD Reportage über Leiharbeiter bei Amazon

Nach einer Dokumentation der ARD über die Bedingungen, unter denen LeiharbeiterInnen für Amazon Deutschland arbeiten müssen und wonach die „Bewachung“ der LeiharbeiterInnen durch ein Unternehmen, dessen Angestellte offenbar der Neonazi-Szene nahestehen, durchgeführt wird, habe ich mich entschlossen, zumindest voräufig sämtliche Amazon-Produktlinks von meinem Blog zu entfernen bis Amazon Deutschland entsprechende Maßnahmen ergriffen hat, um diese Zustände zu ändern bzw. diese Maßnahmen auch durch Dritte (Medien, Gewerkschaft) bestätigt sind.
Link: Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon

Ich per E-Mail auch eine Beschwerde an Amazon geschrieben, dass ich als Kunde die geschilderten Zustände für untragbar halte. Ich kaufe bei Amazon in erster Linie wegen des guten Kundenservice und nicht so sehr wegen der Preise (die zwar in der Regel „gut“ sind, aber sich nicht die günstigsten). Ich kaufe allgemein zwischenzeitlich lieber über das Internet, da ich dadurch gesetzlich geregelt mehr Zeit habe, ein Produkt zu begutachten. Beim Kauf beim Händler vor Ort mag zwar die Beratung im Einzelfall besser sein, Rücknahme gegen Erstattung des Kaufpreises muss aber gesondert vereinbart werden. Gerade bei komplexeren Geräten – wie z. B. Kameras – reicht auch eine Stunde im Geschäft nicht, um bestimmte

Update: 16.2.2013:

Amazon hat meine E-Mail mit einer vorgefertigten, aber dennoch voräufig einmal doch recht positiven E-Mail auf meine Beschwerde reagiert:

Sehr geehrte Kundin /sehr geehrter Kunde,

vielen Dank für Ihre E-Mail zum ARD-Bericht „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“.

Über 7.700 festangestellte Mitarbeiter arbeiten in den deutschen Amazon-Logistikzentren, in der Weihnachtssaison stellen wir zusätzliche Amazon-Mitarbeiter saisonal befristet ein. Diese Mitarbeiter unterstützen uns, um die erhöhte Anzahl an Kundenbestellungen in Spitzenzeiten zu bewältigen. Gleichzeitig haben wir dadurch die Möglichkeit, potenzielle neue langfristige Mitarbeiter kennenzulernen und gemäß unserem zukünftigen Wachstum einzustellen. In absoluten Spitzenzeiten arbeiten wir darüber hinaus mit Zeitarbeitsfirmen zusammen.

Alle Mitarbeiter, die länger als ein Jahr in den Amazon-Logistikzentren in Deutschland arbeiten, verdienen über 10 € brutto pro Stunde; im ersten Jahr über 9,30 € brutto. Die in dem Beitrag erwähnten Mitarbeiter aus Spanien, die über eine Zeitarbeitsfirma im Logistikzentrum Bad Hersfeld beschäftigt wurden, verdienten bei einer 37,5 Stunden-Woche 1.400 € brutto im Monat, in der Nachtschicht bei 32,5 Wochenstunden 1.500 Euro im Monat. Diese Beträge wurden per Vertrag auch dann bezahlt, wenn nicht die volle vertragliche Stundenzahl angefordert wurde.

Wir nehmen die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeiter sehr ernst und überprüfen externe Dienstleister, die die Unterbringung von Saisonkräften aus anderen Regionen verantworten, regelmäßig. Wichtig ist uns hier auch die Rückmeldung unserer Mitarbeiter: Wann immer Mitarbeiter uns über Verbesserungsmöglichkeiten im Rahmen der Arbeitsbedingungen oder der Unterbringung informieren, prüfen wir dies umgehend.

Amazon duldet keinerlei Diskriminierung oder Einschüchterung. Auch wenn das Sicherheitsunternehmen nicht von Amazon beauftragt wurde, prüfen wir derzeit selbstverständlich den von den Redakteuren gemachten Vorwurf bezüglich des Verhaltens des Sicherheitspersonals und werden umgehend geeignete Maßnahmen einleiten.

Unser Ziel ist es, Bestellungen unserer Kunden jederzeit schnell und zuverlässig auszuliefern. Wir wissen: Das geht nur mit zufriedenen Mitarbeitern – unabhängig davon, ob sie langfristig beschäftigt, saisonal angestellt oder uns über eine Zeitarbeitsfirma unterstützen. Sie können sicher sein, dass wir jedem Vorfall in unseren Logistikzentren und im Umfeld, der uns von Mitarbeitern zur Kenntnis gebracht wird, nachgehen und bei Bedarf umgehend Verbesserungen einleiten.

Weitere Informationen zur Arbeit in unseren Logistikzentren finden Sie unter www.amazon.de/logistikzentren.

Freundliche Grüße

Kundenservice Amazon.de
http://www.amazon.de

Bevor ich wieder Amazon Produktlinks setze, werde ich abwarten, ob die angekündigten Maßnahmen auch nachhaltig umgesetzt werden.

Update 18.2.2013: ORF.at: Trenkwalder im Visier deutscher Behörden

Update 20.3.2013: Zwar wurde von Amazon der Vertrag mit dem Sicherheitsdiensleister gekündigt, lt. Gewerkschaft ver.di gibt es noch immer keine einheitlichen Tarifregelung. Unterschiedliche Rahmenbedingungen für „Temps“ sind leider speziell bei amerikanischen Unternehmen keine Seltenheit, sonder eher die Regel als die Ausnahme. Für gleiche Arbeit wird weniger bezahlt, es gibt weniger oder gar keine Benefits und im Falle einer drohenden wirtschaftlichen Schieflage werden zuerst einmal die „Zeitarbeiter“ auf die Straße gesetzt.