Flucht nach Malta

20130131 668 Nach meiner Rückkehr aus Zypern hat mir das eiskalte heimatliche Winterwetter den neuerlichen Abschied von Heim, Herd und Familie nicht allzu schwer gemacht. Diesmal entfloh ich dem Winter – wieder beruflich bedingt – nach Malta, genauer gesagt nach Sliema. Nach etwas über zweistündiger Flugzeit erreicht man von Wien aus den Malta International Airport, der übrigens der einzige internationale Flughafen des Inselstaats ist. Die (weißen) Taxis am Flughafen werden gleich vor Ort bar bezahlt und fahren zu Fixpreisen in alle Städte, die etwa 15-minütige Fahrt nach Sliema kostet 20 Euro.

20130131 613 Sliema liegt direkt gegenüber der Hauptstadt La Valletta, Ausflugsboote und Fähren verbinden beide Städte am direkten Weg über die Bucht (für einen Ausflug nach Valletta blieb mir allerdings keine Zeit). Im Jänner sind selbst 5-Stern-Hotels erschwinglich (83 Euro für Übernachtung & Frühstück im Fortina Spa Resort), Speisen und Getränke in Kaffees und Restaurants liegen etwas unterhalb des mitteleuropäischen Durchschnitts, Kaffee ist deutlich günstiger (EUR 1,20 bis 1,60 für einen Cappuccino).

20130131 622 Sliemas viktorianisch geprägte Architektur mit teils maurischen und mediterranen Anleihen muss zwischenzeitlich den wohl unvermeidlichen Beton-Glas-Quader-Entwürfen des 20. und 21. Jahrhunderts Platz machen, allerdings waren die Hafenstädte Maltas im zweiten Weltkrieg auch starken Bombardements durch die deutsche und italienische Luftwaffe ausgesetzt, was auch zum Verlust historischer Bausubstanz beigetragen hat. Sliema ist aber nun einmal in erster Linie eine vom Tourismus geprägte Stadt und der Spagat zwischen Bewahrung lokaler Identität und der Umsetzung zeitgemäßer Anforderungen an Wohnraum, Lebensraum und Arbeitsplätze gelingt den Architekten – freundlich gesagt – auch anderswo nicht ohne Kompromisse.

20130131 102 Verlässt man dann aber die Uferpromenaden mit ihren Restaurants, Kaffees und Geschäften und taucht in die kleinen Altstadtgassen ein, findet man dann doch noch immer viele liebevoll in Schuss gehaltene Straßenzüge die zu ausgedehnten Entdeckungstouren einladen, wobei meine Zeit zum Fotografieren allerdings auf die Morgen- und Abendstunden beschränkt war.

20130131 132Entlang der Promenaden am nördlichen Ufer der Stadt, zum offenen Mittelmeer hin, liegen die Badestrände. Auf Malta ist es dem Vernehmen nach immer windig, auch während meines Aufenthalts wehte stets eine mäßige bis frische Brise. Es ist auch immer wieder mit Regenschauern zu rechnen, eine wetterfeste aber nicht zu dicke Outdoorjacke ist also empfehlenswert. Am besten sind Jacken, die sich möglichst platzsparend zusammenlegen und im Handgepäck mitnehmen lassen – damit man dann bei der Rückkehr in die winterliche Heimat gleich noch ein weiteres Kleidungsstück bei der Hand hat.

20130131 178 Die Taxifahrt zum Flughafen offenbart dann noch eine ganz andere Facette des Insel: In Marsa befindet sich das größte Flüchtlingslager Maltas. Bedingt durch die Konflikte und die wirtschaftliche Situation in vielen Staaten Afrikas verlassen Menschen ihre Heimat und landen dann auf ihrem oftmals lebensgefährlichen Weg Richtung Europa unter anderem im geografisch relativ nahen Malta bzw. werden von der Küstenwache aus dem Mittelmeer gerettet nachdem sie von Menschenschmugglern auf hoher See ihrem Schicksal überlassen wurden. Hier angekommen heißt es dann aber einmal „Warten“. Nur worauf, ist ungewiss.

20130131 198Mit diesen Bildern im Kopf komme ich dann auch schon wieder am Flughafen an, nach dem Check-In und den Sicherheitskontrollen tauche ich in die schöne Welt der Airport Shops ein.

Zurück ging es dann über Frankfurt schließlich nach Wien, wo mich meine vier Mädels schon in der Ankunftshalle freudig erwarteten. Mein Gepäck war nicht ganz so schnell wie ich und wurde dann am späteren Abend zugestellt – während ich gerade die Fotos auf meinem PC sichtete und die letzten Tage noch einmal Revue passieren ließ.

So gerne ich verreise, so gerne komme ich auch wieder nach Hause. Wie es wohl sein muss, sich auf eine Reise mit unbestimmten Ziel zu machen oder an einem Ziel anzukommen wo man nicht erwünscht ist?

Als Ausrüstung hatte ich meine Fuji X100 sowie meine Ricoh GXR mit dem A12 50mm und dem S10 Modul im Gepäck. Mehr Fotos: Album Sliema (Malta) auf flickr